2006

author
Stephen Fry
review
Mein Freund, ein Germanistik-Student, sagte mir, es sei modern geworden, in Romanen und dergleichen mit dem "Was-Wäre-Wenn"-Gedanken zu spielen. Will sagen, Geschichte braucht nicht als gegeben angenommen zu werden, jedenfalls nicht in der Phantasie, allen Unkenrufen über Komplexität von Voraussagen zum Trotz natürlich.
Warum dieses Sujet nur den Science-Fiction Autoren überlassen, die sich mit Zukunft beschäftigen, fragte sich Stephen Fry und schrieb diesen Roman. Darin verändern der Geschichtsstudent Michael und sein Physikprofessor Leo, dessen Vater Arzt in Auschwitz war, die Geschichte: Sie verhindern Hitlers Geburt, indem sie seinen Vater Alois Hitler unfruchtbar machen.
Michael findet sich daraufhin in den USA wieder statt in England. Seine Eltern sind ausgewandert, da Deutschland den Krieg gewonnen hatte und sich jetzt mit den USA im Kalten Krieg befindet. Statt Hitler hatte Deutschland eben einen sympathischen Führer. Er war so schlau, die jüdischen Wissenschaftler nicht zu vergraulen, und direkt nachdem er 1937 den Friedensnobelpreis bekam, warf er die Atombombe auf Moskau. Während Michael ausserdem merkt, dass die USA in einer Welt mit Hitler doch liberaler geworden waren (Homosexualität ist dort illegal), muss Leo erkennen, dass sein Vater auch in der veränderten Welt in Auschwitz tätig war. Ein interessantes Gedankenexperiment: Manche Dinge hängen mit bestimmten Ereignissen oder Personen zusammen, andere würden sich vielleicht nie verändern lassen.

Schwachstellen: Gut, die Zeitmaschine ist recht unglaubwürdig, aber darum geht es ja hier auch nicht. Trotzdem wäre ein Dialog wie dieser (ungenau wiedergegeben) unnötig:
Michael: "Wenn man mit dem Apparat empfangen kann, dann können Sie doch sicher auch senden?"
Leo: "Klar, warum nicht?"
Auch dass manche Stellen im Buch als Drehbuch geschrieben sind und dass ich mich durch viele persönliche Details der Charaktere schleppen mußte, gibt leichte Abzüge.
# lastedited 12 Jul 2006
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