2006

author
Graham Greene
review
Ich habe die -weitaus bekanntere- Verfilmung dieses nur ca. 100 Seiten langen Romans nicht gesehen. Aufgrund des aufschlussreichen Vorwortes von Greene selbst denke ich, es lohnen sich beide.
Von Beginn an als Film über das von allen Alliierten verwaltete Wien der Nachkriegszeit geplant, ist dieser Roman "lediglich" ein Entwurf gewesen, um Stoff zu sammeln. Es spricht für Greene als Romancier, dass der Roman es dennoch in die jüngst von der Süddeutschen Zeitung zusammengestellte Reihe "50 große Romane des 20. Jahrhunderts" geschafft hat.
Hintergrund des Romans ist die Besatzungszeit nach dem zweiten Weltkrieg, in der tragische Schwarzmarktgeschäfte wie der Penicillinhandel blühen. Greene zeichnet vor dieser Kulisse einen wunderbar schnörkellosen Krimi. Dessen Hauptfigur Rollo Martins, ein drittklassiger Western-Autor kommt nach Wien, wo er feststellt, dass sein Freund aus Kindheitstagen des Penicillinhandels verdächtig und außerdem tot, vielleicht ermordet, ist.

Vorteile des Buchs gegenüber dem Film? Da wäre zunächst Greenes wirklich witziger Stil. Der Witz der Story reicht natürlich nicht an "Unser Mann in Havanna" heran, aber der Witz des Erzählers Greene kommt klar durch. Zudem fehlen dem Film (laut Greene) witzige Szenen, wie die Verwechslung Martins mit einem hochkulturell angesagten britischen Lyriker, die in einem Vortrag Martins vor des Lyrikers Anhängern mündet.
Und Vorteile des Films? Greene selbst sagt, dass er das Endprodukt sei, inszeniert von einem grossartigen Regisseur und Freund (Carol Reed).
Also sollte man sich wohl ruhig beides zu Gemüte führen, Film und Buch.
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